Visus (Sehschärfe)
Ein anderer Begriff für „Sehschärfe“ oder „Sehstärke“ ist „Visus“. In der Augenheilkunde ist dieser Begriff sehr wichtig, da der Visus die wichtigste messbare Eigenschaft der Sehstärke ist. In Berufen, in denen eine uneingeschränkte Sicht Pflicht ist, gilt der Visus als Grundvoraussetzung. Verschiedene Tests helfen dabei, den Visus genau zu ermitteln. Mit einer passenden Sehhilfe kann er korrigiert werden.
Visus einfach erklärt
Wie scharf ein Mensch sieht, wird mit dem Visus ausgedrückt. Er beschreibt die Fähigkeit der Augen, die Umwelt mit ihren Konturen und Objekten wahrzunehmen. Es handelt sich um einen messbaren Wert, der in Prozent angegeben wird.
Wenn eine Fehlsichtigkeit wie eine Kurzsichtigkeit (Myopie), eine Weitsichtigkeit (Hyperopie) oder eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) vorliegt, ist der Visus eingeschränkt. Man ermittelt dies mit verschiedenen Sehtests. Der Wert wird in den Brillenpass eingetragen und die gewünschte Sehhilfe – Brille oder Kontaktlinsen – wird so gefertigt, dass sie den fehlerhaften Visus ausgleichen kann.
Einteilung des Visus
- Minimum visibile: Mit dem Minimum visibile wird die Grenze des Sichtbaren markiert. Wenn das Auge das anvisierte Objekt nicht mehr vom Licht der Umgebung unterscheiden kann, ist diese Grenze erreicht.
- Minimum discriminibile: Dabei handelt es sich um die Erkennbarkeitsschwelle für kleine Unterschiede zwischen dem anvisierten Objekt und der Umgebung.
- Minimum separabile: Die Trennung von nah beieinander liegenden Objekten kann gerade noch so wahrgenommen werden, da sie geringfügig unterschiedliche Leuchtdichten aufweisen.
- Minimum legibile: Diese Form wird auch Lesesehschärfe genannt. Hier wird auch das Gedächtnis berücksichtigt, sodass gespeicherte Wortbestandteile in einen logischen Kontext gebracht werden können. Konzentriertes Lesen ist möglich.
Messung des Visuswerts
Um den Visuswert zu ermitteln, wird jedes Auge separat einem Sehtest unterzogen. Dabei werden sowohl die Nahsicht (Nahvisus) als auch die Fernsicht (Fernvisus) geprüft. Der Landolt- sowie der Snellen-Sehtest sind dafür geeignet.
Ein Visus von 1,0 bedeutet, dass 100 % Sehschärfe vorliegen. Dies reicht aus, um ohne Sehhilfen scharf sehen zu können. Jedoch sind 100 % Visus nicht unbedingt die beste Sehkraft. Junge Menschen mit gesunden Augen können auch Werte bis 200 % erzielen.
Als normaler Durchschnitt gilt ein Visuswert von 1,0. Mit dem Alter nimmt die Elastizität der Augenlinse ab und die Brechkraft verringert sich. Senioren haben demnach häufig einen geringeren Visuswert von etwa 0,5.
Ab einem Visus von unter 70 % – also 0,7 – wird zwingend eine Sehhilfe benötigt, wenn man selbst mit dem Auto fahren möchte. Wenn sich eine Fehlsichtigkeit schon früher bemerkbar macht, kann auch bei einem höheren Visus eine Korrektur durch eine Brille oder Kontaktlinsen geeignet sein.
Visus und Dioptrien – worin liegt der Unterschied?
Zusätzlich zum Visuswert steht im Brillenpass die Angabe des Dioptrienwerts (dpt). Worin liegt der Unterschied?
- Der Visus gibt an, wie scharf eine Person sieht und beschreibt damit das Sehvermögen.
- Die Dioptrie ist eine Maßeinheit für die Brechkraft des Auges. Man benötigt sie für die Fertigung einer passenden Sehhilfe.
Wovon wird der Visus beeinflusst?
Verschiedene Faktoren beeinflussen den Visus. Das Auge besteht aus verschiedenen Strukturen, die in komplexen Prozessen zusammenarbeiten, um einerseits die Gesundheit aufrechtzuerhalten und andererseits eine scharfe Sicht zu ermöglichen.
- Das Auflösungsvermögen des Augapfels (Bulbus oculi) wirkt sich darauf aus, wie detailliert und scharf man Objekte erkennt. Es hängt von der Form des Augapfels ab.
- Die Qualität der Abbildung auf der Netzhaut entscheidet darüber, ob ein scharfes oder verschwommenes Bild entsteht. Abhängig ist dies von der Brechkraft der Hornhaut (Kornea), Augenlinse und des Augapfels.
- Der Parameter, der aussagt, in welchem Winkel zwei unterschiedliche Objekte als getrennt wahrgenommen werden, nennt sich Winkel-Sehschärfe. Sie ist für die Bestimmung des Visus wichtig.
- Aufgrund verschiedener Farben, Formen, Konturen, Mustern und Helligkeiten von Objekten werden sie unterschiedlich wahrgenommen.
- Fehlsichtigkeiten beeinflussen die Brechkraft des Auges und verändern damit den Visus
- Das Alter kann den Visus beeinträchtigen, da die Fähigkeit der Akkommodation allmählich nachlässt.
- Erfahrungswerte und das Erinnerungsvermögen tragen dazu bei, Objekte präzise wahrzunehmen. Je häufiger man etwas schon gesehen hat, desto schneller kann man es wieder erkennen.
Visus verbessern – wie geht das?
Wenn der Visus verringert und die Sehstärke eingeschränkt ist, ist eine geeignete Sehhilfe eine beliebte Lösung. Dazu braucht es erst eine augenärztliche Untersuchung, anhand derer eine Diagnose gestellt wird.
Neben Brillen und Kontaktlinsen eignet sich auch die Augenlaserbehandlung. Dabei wird die Hornhaut des Auges mit einem präzisen Laserstrahl so verändert, dass ihre Krümmung zu einer optimalen Sehschärfe führt. Fehlsichtigkeiten können auf diese Weise dauerhaft korrigiert werden, was das Tragen von Sehhilfen überflüssig macht.