Augenlinse
Die Augenlinse befindet sich hinter der Iris und vor dem Glaskörper des Auges. Sie ist ein wichtiger Teil des Sehapparates, da sie für das scharfe Sehen verantwortlich ist. Zu diesem Zweck ist sie transparent und elastisch. Auf diese Weise kann sie einfallendes Licht optimal brechen und bündeln, um auf der Netzhaut ein scharfes Bild zu projizieren. Die menschliche Augenlinse gilt damit als Sammellinse.
Aufbau der Augenlinse
Die Augenlinse liegt in einem Kapselsack direkt hinter der Iris und vor dem Glaskörper (Corpus vitreum). In der Mitte des kreisförmigen Ziliarkörpers (Corpus ciliare) ist sie mithilfe der Zonulafaser (Fibrae zonulares) aufgehängt. Man unterscheidet den vorderen und hinteren Linsenpol sowie den seitlich umlaufenden Linsenäquator.
Der vordere Linsenpol ist ringförmig, von der Iris umgeben und zeigt in die Richtung der Pupille. Der hintere Pol hingegen ist in eine Einsenkung des Glaskörpers eingebettet. Dazwischen befindet sich der sogenannte Berger-Raum, der mit Kammerwasser gefüllt ist.
Bei Neugeborenen hat die Augenlinse einen Durchmesser von etwa 6,5 mm und eine Dicke von 3,5 mm. Bei Erwachsenen liegt der Durchmesser bei etwa 9,0 mm und die Dicke beträgt circa 5,0 mm.
Die Augenlinse besitzt keine Blutgefäße, weshalb sie mittels Diffusion aus dem Kammerwasser mit den nötigen Nährstoffen versorgt wird.
Funktionen und Aufgaben der Augenlinse
Die grundlegende Funktion der Augenlinse besteht darin, in das Auge einfallendes Licht zu brechen, damit auf der Netzhaut ein scharfes Bild entsteht. Ein Drittel der gesamten Brechkraft des Auges ist von der Augenlinse abhängig. Sie ist daher für die Wahrnehmung sehr entscheidend.
Der Ziliarmuskel kann sich zusammenziehen (Kontraktion) und entspannen (Extraktion), sodass die Augenlinse die Brechkraft auf Objekte in unterschiedlicher Entfernung anpassen kann. Für die Fernsicht kann sie bis zu 19 Dioptrien brechen. Bei der Nahsicht sind es sogar bis zu 33 Dioptrien. Man spricht auch von dem Prozess der Akkommodation.
Die Augenlinse arbeitet wie eine Sammellinse bzw. Konvexlinse. Wenn Licht parallel auf die Linse fällt, wird es gebrochen und hinter der Linse in einem Punkt gebündelt. Man spricht auch von einem sogenannten Brennpunkt.
Jedoch ist die Augenlinse nicht nur für die Brechung des Lichts verantwortlich. Sie trennt zusammen mit der Iris die vordere Augenkammer von der hinteren. Auf diese Weise bleibt das Kammerwasser an Ort und Stelle, was uneingeschränktes Sehen und eine stabile Augenform unterstützt.
Überdies absorbiert die Augenlinse eine Menge UV-Strahlung, um die Netzhaut davor zu schützen.
Welche Erkrankungen betreffen die Augenlinse?
Es gibt verschiedene Erkrankungen, die die Augenlinse betreffen können. Dazu zählen unter anderem:
- Grauer Star (Katarakt): Die Augenlinse ist getrübt.
- Linsenluxation: Die Linse verschiebt sich im Auge – meist durch Trauma oder einen angeborenen Defekt.
- Linsenastigmatismus: Bei dieser Form der Stabsichtigkeit (Astigmatismus) weist die Augenlinse eine abnormale Wölbung auf.
- Aphakie: In diesem Fall fehlt die Augenlinse komplett. Es kann zu einem Verlust der Linse gekommen sein oder aber Betroffene haben von Geburt an keine.
Künstliche Augenlinsen
Wenn die Augenlinse fehlt oder es aufgrund anderer Erkrankungen nötig ist, die Augenlinse zu entfernen, kommt ein Austausch mit einer Kunstlinse infrage. Bei einem Grauen Star beispielsweise wird in die Linsenkapsel ein kleiner Zugang geschaffen, damit die eingetrübten Linsen entnommen und das Implantat eingesetzt werden können. Nach diesem operativen Eingriff ist es Betroffenen möglich, ohne Sehhilfe zu leben.