Doppelbilder, Schwindel, eindeutig voneinander abweichende Augen – der sogenannte „Silberblick“, wie das Schielen noch genannt wird, geht mit vielfältigen Beschwerden einher. Doch was tun, wenn sich das Schielen nicht mit einer Brille behandeln lässt? Die Schiel-OP kommt ins Spiel. Alles über Ablauf, Möglichkeiten und Kosten zeigt dieser Artikel.
Strabismus erfolgreich erkennen
Strabismus ist der Fachbegriff für das Schielen. Es handelt sich um eine Fehlstellung der Augen, bei der die Augen von der Parallelstellung abweichen. Sie blicken daher in verschiedene Richtungen, was diverse Beschwerden verursachen kann. Strabismus kann übrigens sowohl bei einem Auge als auch bei beiden auftreten. Dabei kann das schielende Auge in alle vier Richtungen abweichen.
In der Regel liegt bei Strabismus ein Ungleichgewicht der Augenmuskeln vor. An jedem Auge gibt es genau sechs äußere Augenmuskeln, die dafür zuständig sind, die Augen im Gleichgewicht zu halten. Wenn sie ihre Funktion jedoch aus bestimmten Gründen nicht erfüllen, können die Augen nicht mehr gerade stehen und die betroffene Person beginnt zu schielen.
Viele haben bereits in der Kindheit mit Strabismus zu tun, manche beginnen erst im Erwachsenenalter zu schielen. Die Sehstörung kann angeboren sein, aber auch durch Nervenschäden, Verletzungen, Multiple Sklerose oder sehr selten Tumore verursacht werden.
Verschiedene Arten des Schielens
Die Fehlstellung der Augen äußert sich auf vielfältige Weise. Es gibt drei Arten von Strabismus:
Latentes Schielen
Begleitschielen
Lähmungsschielen
Bei dem sogenannten latenten Schielen ist das Gleichgewicht der beiden Augenmuskeln gestört. Ist der Strabismus nur geringfügig ausgeprägt, kann das Gehirn die Störung in der Regel automatisch ausgleichen. Es handelt sich um eine versteckte Form des Schielens, die meist erst unter besonderen Umständen auffällt: unter Alkoholeinfluss, bei einer Übermüdung der Augen, Stress oder nach einer Gehirnerschütterung.
Ständig und oft gut sichtbar ist das Begleitschielen. Dabei sind die Sehachsen der Augen nicht automatisch auf dasselbe Objekt gerichtet. Der unterschiedliche Sichtwinkel besteht auch bei einer Bewegung und das Gehirn kann die Störung nicht selbst ausgleichen.
Begleitschielen tritt oftmals im Kindesalter zutage: In den ersten vier Lebensjahren ist diese Form von Strabismus besonders häufig anzutreffen und wird in der Regel von einer leichten Weitsichtigkeit begleitet.
Das Lähmungsschielen entsteht durch einen Ausfall von einem oder beiden Augenmuskeln. Je nach Blickwinkel ist der Schielwinkel anders. Lähmungsschielen kann plötzlich auftreten und betrifft sowohl Erwachsene als auch Kinder.
Symptome von Strabismus
Bei Kindern sowie Erwachsenen lässt sich Strabismus an verschiedenen Symptomen festmachen. Typisch ist die permanente oder wiederkehrende Augenfehlstellung. Hinzu können folgende Beschwerden kommen:
Brennende, tränende Augen
Lichtempfindlichkeit
Doppelbilder
Kopfschmerzen
Schwindel
Konzentrationsschwierigkeiten
Schiefhaltung des Kopfes
Häufiges Blinzeln oder Zusammenkneifen der Augen
Ungeschickte Bewegungen
Diagnose von Schielerkrankungen
Allein an den Symptomen lässt sich ein Strabismus nicht festmachen. Bestehen Auffälligkeiten, ist in jedem Fall der Gang zum Arzt zu empfehlen. Dort werden verschiedene Tests vorgenommen. Neben Sehtests kommen auch orthoptische Tests zum Einsatz, welche das Zusammenspiel der beiden Augen und die Verarbeitung in bestimmten Hirnzentren überprüfen.
Häufig wird bei der Diagnose von Strabismus auch ein Ab- und Aufdecktest durchgeführt. Dabei deckt der Arzt ein Auge ab und kontrolliert, ob die Augenstellung des anderen Auges gleich bleibt oder ob eine Veränderung eintritt. Letzteres deutet auf ein Begleitschielen hin.
Der Aufdecktest gibt Aufschluss darüber, ob das aufgedeckte Auge versucht, eine Fusion der Sehbilder durch zusätzliche Bewegungen zu erzielen. Können Bewegungen festgestellt werden, ist das ein Indiz für latentes Schielen.
Strabismus behandeln: Welche Möglichkeiten gibt es?
Am besten ist es, gegen Strabismus frühzeitig vorzugehen, damit es nicht zu dauerhaftem Schielen kommt. Je nach Art des Schielens ist eine andere Behandlung möglich. Viele Betroffene tragen eine Brille – beispielsweise dann, wenn eine Fehlsichtigkeit zum Schielen führt.
Schielen bei Kindern wird zusätzlich häufig mit einer Okklusionstherapie behandelt. Dabei wird das gesunde Auge mit einem speziellen Pflaster abgeklebt, sodass das schielende Auge gefördert wird. Wichtig: Diese Vorgehensweise behandelt nicht das Schielen an sich, sondern eine Amblyopie des betroffenen Auges, d.h. ein Seh-Entwicklungs-Defizit.
Mit einer Prismenbrille lässt sich das Schielen meist bis etwa acht Grad korrigieren. Das ist jedoch häufig nur bei bestimmten Schieldiagnosen sinnvoll. Daher ist es wichtig, sich von einem Spezialisten untersuchen und beraten zu lassen.
Wann ist eine Schiel-OP nötig?
Helfen herkömmliche Wege nicht, kommt die Schiel-Operation ins Spiel. Doch wann wird entschieden, dass ein operativer Eingriff die beste Lösung ist? Dies wird immer individuell vom Augenarzt abgewogen. In der Regel raten Mediziner zu einer Schiel-OP, wenn die Sehentwicklung gestört ist oder wenn der Leidensdruck hoch ist.
Zudem kommt eine Operation meist nur dann infrage, wenn sich das Schielen nicht vollständig durch eine Brille korrigieren lässt. Das ist dann der Fall, wenn der Schielwinkel zu groß ist. Bevor eine Schiel-OP durchgeführt werden kann, sollte die Augenfehlstellung über einen längeren Zeitraum konstant geblieben sein. Das gilt übrigens auch für Mikrostrabismus bzw. Mikroschielen – also dann, wenn der Schielwinkel sehr gering ist.
Wenn ein Kind betroffen ist, entscheiden Augenärzte häufig so, dass sie noch vor der Einschulung operiert werden. So lässt sich eine belastende Situation im schulischen Umfeld vermeiden. In einigen Fällen ist eine Schieloperation aber auch zu einem späteren Zeitpunkt noch möglich.
Bei Erwachsenen, die seit ihrer Kindheit schielen, lässt sich die Sehschwäche in der Regel selbst mit einer OP nicht mehr korrigieren. Solche Operationen haben dann kosmetischen Charakter – das Sehvermögen kann dadurch häufig nicht verbessert werden. Man lässt sich sozusagen nur den „Silberblick“ operieren, der oft als unästhetisch wahrgenommen wird.
Anders sieht es beim Lähmungsschielen aus. Nachdem die Ursachen für die Lähmung der Augenmuskeln ergründet wurden, raten einige Ärzte zu einem operativen Eingriff.
Schiel-OP als langfristige Lösung bei Strabismus
Kommen konservative Behandlungen nicht infrage oder erzielen nicht die gewünschte Wirkung, ist die Schiel-Operation das Mittel der Wahl. Sie hat das Ziel, die Augenstellung zu korrigieren, sodass dem Schielen ein Ende bereitet wird. Konkret bedeutet das, dass die Augenachse nach der Operation parallel zum gesunden Auge gerichtet sein sollte.
Eine Schiel-OP kann sowohl in lokaler Betäubung als auch in Vollnarkose durchgeführt werden. Meist wird individuell entschieden, welches Verfahren die ideale Wahl ist. Bei einer operativen Korrektur des Schielens kommen verschiedene Techniken zum Einsatz, die je nach Ursache für den Strabismus variieren.
In der Regel sind Schieloperationen nur ein Teil eines größeren Behandlungskonzepts. Häufig werden Patienten im Nachgang noch länger von ihrem Arzt betreut. Viele müssen eine Brille als dauerhafte Sichtkorrektur tragen. In manchen Fällen ist auch ein weiterer Eingriff nötig, was jedoch keinesfalls als Misserfolg der Operation zu werten ist.
Vorbereitung auf die Schiel-OP
Vor jeder Operation erfolgt ein eingehendes Gespräch mit dem behandelnden Arzt. Dieses sowie zahlreiche Voruntersuchungen sind essenziell, damit das gewünschte Ergebnis erzielt werden kann. In der Regel werden folgende Faktoren kontrolliert:
Augenbeweglichkeit
Sehschärfe
Schielwinkel
Wenn eine Schiel-Operation in Vollnarkose erfolgt, dürfen Patienten 6 Stunden vor der Anästhesie nichts mehr essen und 2 Stunden davor nichts mehr trinken. Zudem sollte die Einnahme von Medikamenten mit dem Arzt abgeklärt werden. Am Tag der Operation gilt ein klares Rauch- und Alkoholverbot.
Ablauf einer Schiel-OP
Bei zu stark ziehenden Augenmuskeln werden sie am Augapfel zurückgelagert. Zu schwache Muskeln hingegen werden gestrafft. Handelt es sich um Lähmungsschielen, wird der Gegenspieler des gelähmten Muskels geschwächt und der gelähmte Muskel gefaltet oder entfernt. So kann je nach individuellen Voraussetzungen eine Lösung für den Strabismus gefunden werden.
Um eine Augenmuskel-OP durchzuführen, wird die Bindehaut aufgeschnitten. Dadurch hat der Arzt Zugang zu den Augenmuskeln. Die Bindehaut heilt sehr leicht, sodass dies der beste Weg ist, um eine Schiel-OP durchzuführen.
Die Dauer einer Schiel-OP beläuft sich in den meisten Fällen auf 45 Minuten bis 2 Stunden. Dies variiert je nach Komplexität der Operation. Viele Schiel-OPs werden ambulant vorgenommen.
Nachsorge nach einer Schiel-Operation
Da während der Schiel-OP die Bindehaut geöffnet wird, wird sie im Anschluss wieder vernäht. Es wird ein spezielles Garn verwendet, welches sich mit der Zeit eigenständig auflöst. Patienten müssen daher keinen Termin zum Entfernen der Fäden vereinbaren. Was jedoch wichtig ist: eine gründliche Nachbehandlung mit speziellen Augentropfen oder einer Salbe.
Hierzu werden Patienten von ihrem behandelnden Arzt beraten. Für eine vollständige Genesung ist es essenziell, sich an die Ratschläge zu halten. Verläuft der Heilungsprozess nicht optimal, kann sich das auf das Ergebnis auswirken. Da die Bindehaut von Natur aus gut und schnell heilt, braucht sie meist nicht mehr als 5 Tage dafür. Nach 2 bis 4 Tagen ist auch jeder Bluterguss abgeklungen, der sich nach der Operation bilden kann.
Um die Ergebnisse zu kontrollieren, finden nach einer Schiel-OP einige Kontrolltermine statt. Diese sollten Patienten unbedingt wahrnehmen. Es wird empfohlen, direkt am Tag nach der Operation eine erste Kontrolle durchzuführen.
Am Tag der Operation dürfen Patienten nicht selbst mit dem Auto fahren. Es ist ebenfalls nicht empfohlen, allein mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein. Am besten ist es, nach der Operation von einem Freund oder Angehörigen abgeholt zu werden oder mit dem Taxi nach Hause zu fahren.
10 Tage lang sollte der Patient auf Sport und körperliche Belastungen verzichten und 14 Tage lang nicht schwimmen – vor allem chloriertes Wasser kann sich negativ auf den Heilungsprozess auswirken.
Schiel-OP – örtliche Betäubung oder Vollnarkose?
Für die Betäubung bei einer Schiel-OP kommen zwei Verfahren infrage:
Kinder werden meist in Vollnarkose operiert.
Bei Erwachsenen kann auch eine Leitungsanästhesie – also eine örtliche Betäubung gewählt werden.
Die Leitungsanästhesie unterdrückt den Schutzreflex des Auges und es wird vollkommen schmerz- und bewegungslos. Viele Erwachsene sind jedoch recht empfindlich, was ihre Augen angeht, und finden die Vorstellung, dass dort jemand operiert, abstoßend. Daher kann auch eine Vollnarkose in Betracht gezogen werden.
Gibt es Risiken bei einer Schiel-Operation?
Die Schiel-OP gilt als risikoarme Operation. Zu den seltenen Komplikationen gehören Infektionen und Nachblutungen. Darüber werden Patienten jedoch in dem Beratungsgespräch mit ihrem Arzt umfassend aufgeklärt.
Hinzu kommen die üblichen Narkoserisiken, falls die Operation in Vollnarkose erfolgt. Hier finde ebenfalls eine Beratung und Aufklärung durch den Arzt statt.
Etwa 48 Stunden lang nach der Operation kann es zu Schmerzen bei Augenbewegungen kommen. Herkömmliche Schmerzmittel können hier Abhilfe schaffen.
Kosten einer Schiel-OP
Schiel-OPs werden sowohl in Krankenhäusern als auch in manchen Praxen durchgeführt. Die Kosten einer Operation variieren je nachdem, wo sie stattfindet. In Krankenhäusern und vor allem Unikliniken wird in der Regel mehr Geld verlangt als in kleinen Arztpraxen.
In der Regel werden die Kosten für eine Schiel-OP jedoch von der Krankenkasse übernommen. Nur dann, wenn die Operation im Erwachsenenalter aus kosmetischen Gründen erfolgt, kann es sein, dass keine Kostenübernahme möglich ist oder eine Zuzahlung verlangt wird.
Fazit
Eine Schiel-OP ist für viele schielende Kinder und Erwachsene die einzige Lösung, den Strabismus effektiv zu behandeln. Häufig versteht sich die Operation als Teil eines größeren Behandlungsplans, um die Fehlstellung der Augen ein für alle Mal zu beheben. Da es sich um eine gut erprobte Operation handelt, sind die Risiken in der Regel minimal.