Stereosehen (Stereopsis)
Damit der Mensch Objekte in drei Dimensionen (3D) wahrnehmen kann, gibt es das sogenannte Stereosehen bzw. Stereopsis. Auf diese Weise ist es dem visuellen System möglich, auch Tiefen wahrzunehmen. Der Prozess, der dahintersteckt, besteht darin, dass die Bilder, die jedes Auge erfasst, zu einem einzigen Bild kombiniert werden. Auf diese Weise ist es dem Menschen möglich, Entfernungen abzuschätzen und räumlich zu sehen.
Wie funktioniert Stereosehen im Detail?
Das Stereosehen setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen. Folgende Prozesse sind daran beteiligt:
- Binokulares Sehen: Das Sehen mit beiden Augen ist essenziell für Stereopsis. Die Augen nehmen die Welt aus einem jeweils anderen Winkel wahr – die Differenz der Bilder nennt sich auch Disparität.
- Fusion: Die unterschiedlichen Bilder werden im Gehirn zu einem einzigen dreidimensionalen Bild zusammengesetzt. Dieser Prozess erfolgt in der Sehrinde, deren Aufgabe es ist, visuelle Informationen zu verarbeiten.
- Beurteilung von Ferne und Tiefe: Für die Wahrnehmung in 3D muss das Gehirn Tiefe und Entfernung von Gegenständen wahrnehmen können. Ein räumliches Verständnis entsteht.
- Stereoakuität: Damit wird die Fähigkeit bezeichnet, kleine Unterschiede in der Tiefe wahrzunehmen. Vor allem beim Autofahren oder bei diversen Sportarten ist die vermehrte Tiefenwahrnehmung gefragt.
Die tägliche Wahrnehmung wird von Stereosehen beeinflusst. Es gilt als komplexes, aber sehr wichtiges Merkmal des menschlichen Sehvermögens. Dank eines komplexen Zusammenspiels zwischen den Augen und dem Gehirn ist Stereopsis möglich.
Wie entstehen Störungen beim Stereosehen?
Wenn das Stereosehen gestört ist, hat das meist große Auswirkungen auf das Sehvermögen des Menschen. Daher ist es wichtig zu wissen, woher die Störung kommt und wie sie behandelt werden kann.
- Binokulare Störungen wie Schielen (Strabismus) oder Amblyopie (Träges Auge)
- Augenerkrankungen wie Netzhauterkrankungen – zum Beispiel eine Makuladegeneration oder eine diabetische Retinopathie – oder ein Grauer Star (Katarakt)
- Neurologische Störungen wie Hirnverletzungen, Multiple Sklerose oder Parkinson
- Unzureichende Korrektur von Fehlsichtigkeiten durch Brillen oder Kontaktlinsen
- Monovision (Korrektur der Alterssichtigkeit)
Generell kann es auch im Alter dazu kommen, dass die visuelle Verarbeitung im Gehirn gestört wird. Dadurch kann das Stereosehen beeinträchtigt werden.
Diagnose und Behandlung von Störungen beim Stereosehen
Stereopsis kann beim Augenarzt durch verschiedene Verfahren getestet werden. Ein 3D-Sehtest, ein Gesichtsfeldtest, ein Lang-Stereotest oder auch der sogenannte Titmus-Test geben Aufschluss darüber, ob eine Störung beim Stereosehen vorliegt.
Ist das der Fall, kommen verschiedene Behandlungsmethoden infrage. Wichtig ist, die Ursache zu kennen, um die Sehbeeinträchtigung direkt an der Wurzel anzupacken. Womöglich muss erst die zugrunde liegende Augenerkrankung gelindert werden, damit das Sehvermögen wieder voll hergestellt werden kann.