Rot-Grün-Sehschwäche
Bei einer Rot-Grün-Sehschwäche bzw. Rot-Grün-Blindheit liegt eine Störung des Farbsinns vor. Betroffene können die Farben Rot und Grün nur schwach oder gar nicht wahrnehmen. Verantwortlich ist dafür ein defektes Gen auf den X-Chromosomen. Die farbempfindlichen Zellen in der Netzhaut fehlen, sodass Betroffene Rot- und Grüntöne nur als Graustufen wahrnehmen können.
Genetik hinter der Rot-Grün-Sehschwäche
In Europa sind rund 10 % der Männer und nur etwa 0,5 % der Frauen von dieser Sehschwäche betroffen. Das liegt daran, dass die Rot-Grün-Sehschwäche auf ein defektes Gen auf dem X-Chromosom zurückzuführen ist. Auf Y-Chromosomen ist keine Anlage für das Farbensehen vorhanden. Durch eine X-chromosomal-rezessive Vererbung sind demnach vorwiegend Männer betroffen.
Da Frauen zwei X-Chromosomen haben, ist meist auf einem Chromosom das entsprechende dominante Gen für eine normale Farbsichtigkeit vorhanden. Nur in sehr seltenen Fällen tragen beide X-Chromosomen das defekte Gen.
Wie entsteht eine Rot-Grün-Sehschwäche?
Bei einer Rot-Grün-Sehschwäche handelt es sich genau genommen um zwei Sehstörungen:
- Rot-Sehschwäche (Protanomalie)
- Grün-Sehschwäche (Deuteranomalie)
Damit der Mensch Farben sehen und voneinander unterscheiden kann, müssen in der Netzhaut zwei Arten von Farbsinneszellen funktionieren – die Zapfen und Stäbchen. Sie haben den Überbegriff „Photorezeptoren“ und erfüllen verschiedene Aufgaben.
Zapfen sind für die Farbwahrnehmung zuständig. Es gibt S-Zapfen für blaues Licht, M-Zapfen für grünes Licht und L-Zapfen für rotes Licht. Stäbchen hingegen sind für die Wahrnehmung von Helligkeitsunterschieden zuständig.
Bei einer Rot-Grün-Sehschwäche ist die Funktion der Zapfen beeinträchtigt – die Sehstärke jedoch nicht. Außerdem sind immer beide Augen betroffen.
Formen der Rot-Grün-Sehschwäche
- Protanomalie: Rotsehschwäche durch eine Degeneration der Rot-Zapfen
- Protanopie: Rot-Blindheit durch ein Fehlen der Rot-Zapfen
- Deuteranomalie: Grünschwäche durch eine Degeneration der Grün-Zapfen
- Deuteranopie: Grün-Blindheit durch ein Fehlen der Grün-Zapfen
Diagnose und Behandlung einer Rot-Grün-Sehschwäche
Man kann die Farbsehschwäche mithilfe spezieller Farbtafeln – beispielsweise mit der Farbtafel nach Ishihara – feststellen. Eine weitere Methode ist das Anomaloskop. Dabei muss der Patient durch ein Rohr schauen, durch das er einen Kreis sieht, der auf einer Hälfte gelb und auf der anderen Hälfte rot und grün ist. Der Patient versucht nun, mithilfe von Drehreglern die rot-grün-Hälfte so einzustellen, dass die Farbe der der anderen Hälfte entspricht.
Da die Rot-Grün-Sehschwäche auf einen Gendefekt zurückzuführen ist, gibt es keine Heilungsmöglichkeiten. Jedoch leiden die wenigsten Betroffenen unter den Auswirkungen. Inzwischen gibt es Brillen, die Abhilfe schaffen sollen. Ihr Einsatz ist allerdings noch sehr umstritten
Viel wichtiger als eine Therapie ist der Umgang mit der Sehschwäche. Daher ist es wichtig, sie frühzeitig zu erkennen. Nur dann können Betroffene richtig damit umgehen und sich entsprechende Hilfsmittel zunutze machen, um ihren Alltag wie Normalsichtige zu bestreiten.